Dr.Heike Bueß im Interview

Diagnose Brustkrebs, was meint die Ärztin und Journalistin, wir haben Sie befragt.

 

BLL: Frau Dr.Bueß, aus welchen Gründen entschieden Sie sich für den Journalismus?

 

Bueß: Nach dem Abitur hatte ich mehrere Pläne für meinen beruflichen Weg. Zum einen wollte ich gerne Medizin studieren und Ärztin werden, auf der anderen Seite interessierte mich ein beruflicher Werdegang im Bereich der Kommunikation und dem Journalismus sehr. Auch einer musikalischen Karriere war ich nicht abgeneigt, da mein Vater den Beruf des Orchestergeigers ausgeübt und ich selbst Klavierspielen gelernt hatte. Schlussendlich konnte ich alles ein Stück weit verwirklichen und miteinander kombinieren, denn schon während des Medizinstudiums hatte ich Gelegenheit, Kongressberichte zu schreiben und mich auf diese Weise auf das journalistische Terrain zu begeben. Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Ärztin im Uniklinikum München Großhadern bekam ich das Angebot eines Volontariats bei einer medizinischen Fachzeitschrift. Anschließend war ich mehrere Jahre für das Bayerische Fernsehen tätig sowie als Autorin für verschiedene Zeitschriften und Buchverlage. Die Arbeit als Buchautorin ist mittlerweile zu meinem beruflichen Schwerpunkt geworden. In punkto Musik habe ich von klassischem Klavier auf Jazzpiano umgesattelt und spiele in meiner Freizeit mit Bekannten in diversen Jazzbands.

 

BLL: Eines Ihrer Ratgeber ist das Buch mit dem Titel “ Diagnose Brustkrebs „.

Bueß: Einerseits mache ich den Verlagen selbst Vorschläge, etwa wenn mir ein Thema interessant erscheint oder ich neue wissenschaftliche und medizinische Erkenntnisse recherchiert habe, die eine Publikation wert erscheinen. Andererseits treten die Verlage mit Themen an mich heran, die sie gerne publizieren möchten. Beim Brustkrebsbuch war dies der Fall. Der Schlütersche Verlag in Hannover fand, dass ein aktuelles Buch zu Brustkrebs angezeigt sei, da doch recht viele Frauen betroffen sind – immerhin über 70.000 jährlich – , sich die Chancen der Diagnostik und Therapie aber sehr weiter entwickelt haben. So müssen die Frauen an der Diagnose nicht mehr verzweifeln, sondern können mutig und hoffnungsvoll durch die Behandlung gehen.

 

BLL:  Besteht ab dem 50.Lebensjahr mehr Risiko an Brustkrebs zu erkranken?

 

Bueß: Ja, das Risiko steigt erwiesenermaßen ab dem 50. Lebensjahr, an Brustkrebs zu erkranken. Deshalb empfiehlt man Frauen in diesem Alter gezielte Vorsorgemaßnahmen. Im Fall des so genannten genetischen oder familiären Brustkrebs können leider auch junge Frauen erkranken, etwa in einem Alter von Mitte Dreißig oder Vierzig. Die jüngste Frau, die eine von mir interviewte Expertin behandelt hatte, war gerade erst 18 Jahre alt. Diese Frauen, in deren Familien Brust- oder Eierstockkrebs gehäuft vorkommen, werden in ein besonders engmaschiges Vorsorgeprogramm eingebunden.

 

BLL:  Was sollten Frauen zur Vorsorge unternehmen?

 

Bueß: Ganz wichtig ist die Selbstuntersuchung, das heißt, das regelmäßige Abtasten beider Brüste. Wie das Abtasten erfolgt, können Frauen anhand  von Broschüren erlernen, die beispielsweise von Brustkrebs Deutschland e.V. herausgegeben werden. In meinem Buch findet sich ebenfalls eine Anleitung. Dann sollten die Frauen die regelmäßige Konsultation der Frauenärztin oder des Frauenarztes wahrnehmen. Die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung wird von den Krankenkassen und Krankenversicherungen bezahlt. Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung tastet der Arzt auch die Brust ab. Für Frauen ab 50 wird das Mammografie-Screening angeboten. Bei dieser Methode wird die Brust mit einer geringen Menge an Röntgenstrahlen untersucht. Das Verfahren wird ständig verfeinert, so dass im Rahmen der Früherkennung bereits kleinste Tumoren in Millimetergröße gefunden werden. Für Frauen aus Risikofamilien stehen noch andere Verfahren zur Verfügung wie die Untersuchung mit Ultraschall oder die Magnetresonanztomografie, kurz MRT.

 

BLL:  Gibt es Möglichkeiten der Prävention im täglichen Leben?

 

Bueß: Oh ja, viele sogar! Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle, um Krebserkrankungen zu reduzieren, das haben Wissenschaftler in umfassenden Studien herausgefunden. Wichtig ist eine möglichst naturbelassene, ausgewogene Kost mit viel frischem Obst, Gemüse, Salat sowie Gewürzen und Kräutern und möglichst wenig tierischen Fetten sowie Zucker. Nach neueren Studien scheinen einige Lebensmittel sogar einen gezielten antikanzerogenen, also gegen Krebs wirkenden Effekt zu haben. Das sind beispielsweise das Gewürz Kurkuma, der Shitake-Pilz, Grüntee oder bestimmte Öle wie Oliven- oder Kokosöl. Auch körperliche Bewegung hat eine große Bedeutung, Frauen, die sich regelmäßig bewegen oder Sport treiben, können das Risiko für Krebs deutlich senken, das haben wissenschaftliche Untersuchungen, wie etwa von der Universität Köln, ergeben. Zudem trägt eine ausgewogene Lebensführung mit ausreichend Schlaf und Entspannung sowie guten sozialen Kontakten dazu bei, das Krebsrisiko zu senken.

 

BLL:  Wohin können sich Frauen wenden, wenn die Diagnose positiv ausfällt?

 

Bueß: Sie sollten sich unbedingt an ein qualifiziertes Brustzentrum wenden. Dort arbeiten Experten verschiedener Fachrichtungen – Operateure, Radiologen, Onkologen (Krebsärzte), Psychoonkologen und viele andere – Hand in Hand, um den Frauen eine qualitativ hochwertige Diagnostik und Therapie zu gewährleisten. Wo sich diese Zentren befinden, können die betroffenen Frauen und ihre Angehörigen auf den Websites der Fachgesellschaften sowie auf der Internetseite von Onkozert finden. Onkozert ist eine Einrichtung, welche die Brustzentren nach strengen Maßstäben zertifiziert.

BLL: Wie sieht eine ganzheitliche Behandlung mit ergänzenden Heilverfahren aus?

 

Bueß: Im Rahmen der so genannten Komplementärmedizin – so wird der Fachbereich genannt, der sich mit ergänzenden Heilmethoden befasst – können die Ärzte heute aus einem reichen Fundus an zusätzlichen Therapien schöpfen, die den Patientinnen zugute kommen. So gibt es zahlreiche Pflanzenheilmittel, etwa um die Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie zu verringern. Oder bewährte Hausmittel aus unserer abendländischen Kultur sowie sehr wirksame Arzneien und Anwendungen aus uralten fernöstlichen Lehren wie dem indischen Ayurveda oder der traditionellen chinesischen Medizin. Immer wichtiger wird auch die Behandlung der Psyche in der Krebsmedizin, da die Mediziner und Wissenschaftler wissen, dass die Seele einen großen Anteil bei der Heilung von Tumorleiden hat. So können Brustkrebspatientinnen beispielsweise durch eine Gesprächstherapie, aber auch durch Entspannungsübungen sowie kreative Tätigkeiten wie eine Musik- oder Maltherapie zu innerer Ruhe kommen und Kraft und Ausgleich finden. Das sind ganz wichtige seelische Ressourcen, die helfen, die Krankheit zu überwinden.

 

BLL: Zum Abschluss eine persönliche Frage, was sind Ihre persönlichen Ziele für die nächste Zeit?

 

Bueß: Meine Vision ist, neben der journalistischen Arbeit auch wieder als Ärztin tätig zu sein und Patientinnen und Patienten zu Fragen der Gesundheit zu begleiten. Ich wollte diesen Wunsch, wieder ‚direkt am Patienten‘ zu sein, schon zusammen mit meinem Mann verwirklichen, der als international anerkannter Chirurg tätig war und sehr vielen Menschen geholfen hat. Leider ist er im Jahr 2010 verstorben – auch an Krebs, einem Gehirntumor. Unsere Zwillinge Jonathan und Jakob waren damals gerade erst ein Jahr alt. Ich habe ihm mein Buch ‚Diagnose Brustkrebs‘ gewidmet, und ich denke, es wäre ganz in seinem Sinne, wenn ich diesen beruflichen Wunsch und diese Vision umsetzen könnte, um nicht nur über das Schreiben, sondern auch über das ärztliche Praktizieren Menschen helfen zu können.

 

Vielen Dank für das Interview.

 

 

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