Bergprofessor Peter Habeler im Interview

Wir fragten Peter Habeler über seine Erfahrungen als Extrembergsteiger und dem Älterwerden.

BLL:  Zunächst Herr Prof. Habeler, dürfen wir Sie fragen wie alt Sie sind? Sie sind ja in Mayrhofen geboren, sind Sie dort auch aufgewachsen und wann und wie sind Sie zum Bergsteigen gekommen?

Habeler: Ja, natürlich dürfen Sie. Ich bin Baujahr 42 und werde im Juli 72 Jahre. Zum Bergsteigen kam ich schon als junger Bub. Meine ersten Bergtouren unternahm ich mit 10 Jahren mit 16 kletterte ich bereits schwierigste Fels- und Eistouren. Das heimische Zillertal reichte mir bald nicht mehr. Meine Ausbildung als Kunstglaser in Kramsach ermöglichte mir ein neues Klettergebiet, das Rofan, rasch folgten Karwendel und der Wilder Kaiser. Dies läutete die Zeit der Extreme ein.

BLL:  Sie haben fünf Achttausender bezwungen, den Mont Everest zusammen mit Reinhold Messner, völlig ohne Sauerstoff. Warum und wie war das möglich?

Habeler: Ich traf Reinhold das erste Mal auf einer Hütte in den Dolomiten. Das Wetter war schlecht also gesellte er sich zu uns. Da habe ich schon gesehen, der Bursche kann was, der will was, der hat ähnliche Ideen und Gedanken wie ich.  Wir harmonisierten, vertrauten einander und bestiegen im Zwei-Mann Team viele Wände und Gipfel, oft in Rekordzeit und dies mit geringstem technischen Aufwand und leichtester Ausrüstung, darunter auch den Mount Everest. Schwere Wände zu besteigen war mir immer wichtig und ich hatte das große Glück, immer mit den besten Bergsteigern unterwegs zu sein.

BLL: Wie leben Sie heute als Best Ager nach einem so sportlich intensiven Leben?

Habeler: Ich habe mit dem Alter keine Probleme. Ich lebe spartanisch, bewege mich viel, bin viel in den heimischen Bergen unterwegs und plane sehr gerne große Reisen, z.B. in meine zweite Heimat Tibet oder nach Nepal und Argentinien.

BLL: Damit Sie unsere Leser noch besser kennenlernen, können Sie sich etwas näher beschreiben. Welche Lebenseinstellung, welches Motto haben Sie und welcher Mensch sind Sie heute. Haben Sie die Berge und Extremtouren geprägt für ihr Leben von heute?

Habeler: Mich begleitet seit über 60 Jahren ein Wechselspiel aus Faszination, Herausforderung, Ehrgeiz, Abbruch und Sieg. Mich interessierte schon immer der internationale Alpinismus und so war ich schon früh im Himalaja, den südamerikanischen Anden, den 8.000ern der Erde. Extrembergsteigen und ein glückliches Familienleben ist nur schwer vereinbar. Meine Frau zog die beiden Buben groß und mich packte immer wieder das Fernweh. Auf Expeditionen dachte ich oft an zuhause, aber der Drang den Berg zu besteigen war stärker. Dafür zahlte ich einen hohen Preis, es kam zur Trennung. Heute verstehe ich mich mit meiner damaligen Frau und meinen Söhne prima. Letztendlich haben mir die Berge haben mir alles gegeben.

BLL:  Wie sehen Sie heute die Freundschaft mit Reinhold Messner? Sehen Sie ihn regelmäßig und sind Sie in Kontakt mit ihm?

Habeler: Wir schätzen uns sehr. Er ist einer der größten  Bergsteiger seiner Zeit und gelegentlich sehen wir uns auf Veranstaltungen oder Vorträgen.

BLL:  Wollten Sie nie alle 14 Achttausender besteigen? Liegt darin nicht der Reiz des Bergsteigens?

Habeler: Ich kann mit Gewissheit sagen, ich habe nicht viel versäumt. Ich wollte die 8000er nicht sammeln, ich habe das Erlebnis gesucht. Von den großen Bergen hätte mich der Makalu sehr gereizt und auch der Dhaulaghiri, den haben wir in den 70ern versucht, aber die waren uns noch ein Schäuferl zu schwer.

BLL: Gab es während ihres Bergsteigerlebens jemals eine lebensbedrohende Situation? Wo und wann und wie sind Sie damit umgegangen?

Habeler: Ich bin einmal am Mösler, dem zweithöchsten Berg der Zillertaler Alpen, mit einer Seilschaft 400 Meter abgestürzt und wir haben alle überlebt.  Es war schon ein paar Mal so, dass uns nicht der Teufel geholt hat und dafür bin ich sehr dankbar.

BLL:  Welche beruflichen und privaten Ziele haben Sie für die nächste Zeit?

Habeler: Ich werde oft gefragt, ob ich nochmal auf den Everst ohne zusätzlichen Sauerstoff wolle, den Altersrekord hält ein 77-jähriger Nepalese. Meine Antwort: Nein, ich würde mich nicht mehr so plagen wollen.  Aber wenn ein 80-jähriger gut drauf ist, dann ist der Everest überhaupt kein Problem – mit Sauerstoff. Ich hoffe noch lange so fit zu bleiben wie ich mich jetzt fühle. Für mich liegt das sagenhafte Shangri-La, jener Ort wo Glückseligkeit herrscht, zuhause im Zillertal.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

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